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Bäume sind aufgrund der Vielfalt ihrer ökologischen Funktionen unverzichtbar. Sie spenden Schatten, haben eine kühlende Wirkung auf die Umgebung, verbessern die Luft durch CO²-Bindung und Herstellung von Sauerstoff bei der Photosynthese. Bäume können Wasser im Boden halten, wenn sie im natürlichen Untergrund stehen und vor allem bieten insbesondere alte Bäume Lebensräume für unzählige Tier- und Pflanzenarten.
Eine 100 Jahre alte Rotbuche zum Beispiel, die etwa 20 Meter hoch ist, verarbeitet 9.400 Liter Kohlendioxid an einem Sonnentag (Ausstoß von zwei durchschnittlichen Einfamilienhäusern) und bindet mehr als 100 Kilogramm Staub im Jahr. Ein Stadtbaum ist in der Lage, an einem Sommertag bis zu 400 Liter zu verdunsten und damit seine direkte Umgebung um einige Grad abzukühlen.
Obwohl das für jede*n nachvollziehbar ist und wir aus diesen Gründen jeden Baum in unserer Stadt schützen und erhalten müssen, werden jedes Jahr nicht wenige Bäume gefällt. Gerade in der Zeit der Klimaveränderung und der zunehmenden Hitzeperioden sind die Leistungen der Bäume und aller anderen grünen Strukturen, wie Hecken oder Wiesen unverzichtbar.
Besonders zu Baumfällungen erhalten wir sehr viele Anfragen. Es freut uns, dass viele Menschen sich um die Bäume in ihrer Umgebung Gedanken machen. Und dass sie sich mit ihren Fragen an uns Grüne wenden.
Hier haben wir einige Informationen zu Baumfällungen und Baumpflanzungen in Dresden zusammengestellt.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Bäume aus unserem Stadtbild verschwinden. So müssen sie z.B. neuen Straßen und Wohnhäusern aufgrund von Modernisierungs- und Baumaßnahmen weichen. Oftmals müssen Bäume jedoch auch gefällt werden, weil sie beschädigt oder krank sind.
Stadtbäume wachsen oft unter erschwerten Bedingungen. Ihr Wachstum ist am Straßenrand durch Platzmangel stark eingeschränkt und wird durch bspw. hohe Abgasemissionen und der Anwendung von Tausalzen im Winter geschwächt. An vielen Standorten ist der Boden stark verdichtet oder großräumig versiegelt, so dass das Wachstum und die Stabilität des Wurzelsystems stark eingeschränkt wird. Das zunehmend extrem heiße Stadtklima, Tausalze, Hundekot, Baumaßnahmen oder Anfahrschäden durch Verkehrsunfälle sind Faktoren, die die Gesundheit der Bäume beeinflussen und zu Holzfäulen, Krankheits- und Schädlingsbefall führen können, die die Standsicherheit der Bäume beeinträchtigen oder sie ganz absterben lassen.
Mitunter wird eine Baumfällgenehmigung beantragt. Bei den Anträgen wird zwischen Baumfällungen, die wegen Baumaßnahmen wie z.B. dem Bau eines Gebäudes gefällt werden sollen, und Bäumen, die wegen Krankheits- und Schädlingsbefall oder Ähnlichem gefällt werden sollen, unterschieden. Die Entscheidung dafür wird von Mitarbeiterinnen der Landeshauptstadt Dresden getroffen und dokumentiert.
Vom 1. März bis 30. September dürfen Bäume nicht gefällt und Gehölze nicht zurückgeschnitten werden (mit Ausnahmen).
Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft (stadtgruen-und-abfallwirtschaft(at)dresden.de) ist zuständig für Straßenbäume im öffentlichen Verkehrsraum sowie in Park- und Grünanlagen, auf Spielplätzen und Kleingärten. Das Umweltamt (umweltamt(at)dresden.de) ist zuständig für die Erteilung von Fällgenehmigungen auf privaten Grundstücken im Stadtgebiet von Dresden.
Weitere Informationen und auch einen Link zur Übersicht über aktuelle Baumfällungen gibt es hier: https://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/gruenes-dresden/baeume/baumfaellungen.php
Seit 2010 sind Baumfällungen auf bebauten Grundstücken und in Kleingärten in Dresden deutlich einfacher. 2010 wurde der bestehende kommunale Schutz der Bäume in Sachsen auf Initiative der CDU/FDP-Regierung durch ein sächsisches Gesetz zur Vereinfachung des Umweltrechts beschnitten.
Demnach müssen für viele Gehölze generell keine Fällgenehmigungen mehr einholt werden. Das gilt zum Beispiel für Bäume auf mit Gebäuden bebauten Grundstücken mit einem Stammumfang von bis zu einem Meter. Von Anfang Oktober bis Ende Februar ist es seitdem genehmigungsfrei möglich, eine Vielzahl von Bäumen zu fällen. Einige Gehölzarten sind vollständig vom Schutz ausgenommen. Gleichzeitig wurde die Pflicht für Grundstückseigentümer*innen, eine Baumfällung genehmigen lassen zu müssen, merklich eingeschränkt.
Den Rathäusern ist damit der Überblick über den Baumbestand in der Stadt verloren gegangen. Die Gesetzesänderung führte dazu, dass in den vergangenen Jahren wesentlich mehr Bäume gefällt wurden. Darunter auch wertgebende und alte Bäume, die mit der Vereinfachung des Naturschutzgesetzes entweder nicht mehr unter Schutz standen oder durch fehlendes Beantragungsverfahren nicht als solche erkannt wurden. Beispiele sind hier die Verwechslung der vom Aussterben bedrohten Schwarzpappel mit Hybridpappeln oder das Vorhandensein von Lebensstätten von bspw. Fledermäusen, Käfern oder Brutvögeln in Bäumen.
Die Abholzung von Bäumen wird von den Dresdner*innen oft sorgenvoll aufgenommen und ruft immer wieder Proteste hervor. Dabei wird den Bürger*innen erst deutlich, dass die Stadtverwaltung aufgrund des geltenden Landesgesetzes gegen viele Baumfällungen machtlos sind.
Ein 2015 in den Landtag eingebrachter Gesetzentwurf unserer GRÜNEN Landtagsfraktion sollte dem Rückgang des Baumbestandes entgegenwirken. Im März 2019 wurde dieser von der schwarz-roten Mehrheit abgelehnt. Im Koalitionsvertrag der aktuellen Staatsregierung konnte nun die entsprechende Änderung des Naturschutzgesetzes wieder vereinbart werden:
Damit sollen Städte und Gemeinden wieder lokale Baumschutzsatzungen beschließen und den bestehenden Gehölzbestand schützen können. Der Schutz von Bäumen soll nicht von vornherein bestimmte Arten ausschließen. Bäume sollen zudem nicht erst ab einem bestimmten Stammumfang geschützt werden können. Für die lokal zuständigen Verwaltungen soll es wieder möglich werden, bei Bedarf auch Sträucher und Hecken als Lebensraum schützenswerter biologischer Vielfalt unter Schutz zu stellen. Schließlich sollten die Naturschutzbehörden Ersatzpflanzungen oder Ersatzzahlungen anordnen dürfen.
Am 21. Juli 2020 hat das sächsische Kabinett beschlossen, die Novelle des Sächsischen Naturschutzgesetzes zur Anhörung freizugeben. Der Entwurf sieht vor, dass es den sächsischen Kommunen künftig wieder ermöglicht wird, umfassende Baumschutzsatzungen zu erlassen und die Genehmigungsfiktion für Fällanträge von derzeit drei auf sechs Wochen zu erhöhen (https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/238986).
Wenn Ihr in Eurem Umfeld Baumfällungen seht, könnt Ihr Euch darüber informieren.
Einen Link über aktuelle Baumfällungen findet Ihr auf der Webseite der Stadt Dresden unter Baumfällungen auf städtischen Grundstücken.
Informationen und Auskunft gibt es außerdem bei der Abteilung Gehölzschutz und Bauordnung, Grunaer Straße 2, 01069 Dresden, umwelt.recht2(at)dresden.de, Tel.: 0351-4889445
• Fotodokumentation der Fällung
• Initiator*in nach den Hintergründen und Ersatzpflanzungen fragen
• Beim Umweltamt nachfragen (umweltamt(at)dresden.de Tel. 0351 - 4886203)
• Gegebenenfalls Protest organisieren, wenn Hintergründe und Ersatzpflanzungen nicht stichhaltig sind: lokale Petitionen, Presse, social media, kreative Protestaktionen entwickeln – noch besser, wenn viele mitmachen – auch Kinder!
Manchmal kann das einzelne Bäume retten und zum Umdenken anregen. Baumaßnahmen werden noch immer sehr technisch betrachtet und die Bäume schnell wegrationalisiert. Hier können Proteste zum vorsichtigeren Umgang auch in Zukunft bewegen.
• Bei großen und wertvollen Bäumen sollte ein fundiertes Baumschutzgutachten vorliegen, darauf dringen und diese nachfragen
In Dresden werden witterungsabhängig ab etwa Ende Oktober Bäume gepflanzt. Solange der Boden frostfrei ist und die Flächen mit Technik befahrbar sind, können auch im Winter Bäume gepflanzt werden. Die Pflanzsaison dauert, ebenfalls in Abhängigkeit der Witterung, bis etwa Mitte/Ende April.
Informationen zu Baumpflanzungen gibt es hier: https://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/gruenes-dresden/baeume/baumpflanzungen.php
Für eine Straßenbaumpflanzung muss je nach Aufwand mit bis zu 3 500 Euro pro Baum gerechnet werden. Die Kosten fallen für die Vorbereitung des Standortes, die qualitativ sehr hochwertige Pflanzware (die Jungbäume haben einen Stammumfang von 18 bis 20 Zentimetern), Substrat, Verankerung, Bewässerungs- und Belüftungsset, Gehwegangleichungen sowie die Fertigstellungspflege an.
Für Baumpflanzungen in Park- und Grünanlagen sind der Aufwand und damit auch die Kosten in der Regel geringer. Mit einer Baumspende kann man helfen, den Straßenbaumbestand in Dresden zu sichern und zu mehren.
Das Dresdner Stadtgrün kann man mit einer Spenden in den FONDS STADTGRÜN unterstützen.
Mehr als 100.000 Bäume wachsen in Dresden und machen unsere Stadt grüner. Davon sind ca. 55.000 Straßenbäume, die anderen wachsen in Parks und Grünanlagen.
Die Stadtbäume sind wichtig. Sie kühlen die Luft ab, spenden Schatten und sind Staubfilter. Außerdem bieten sie vielen Vögeln, Insekten und anderen Tieren ein Zuhause.
Die letzten beiden Jahren waren so heiß und trocken, dass vielen Bäumen Wasser zum Leben fehlt. Sie leiden unter der Trockenheit und dem niedrigen Grundwasserstand.
In der Stadt haben es die Bäume oft noch schwerer, denn viele Oberflächen sind versiegelt, das Regenwasser wird in die Kanalisation abgeleitet. Damit wird der Nachschub von Wasser behindert. Die deutlich höhere Erhitzung in der städtischen Umgebung erschwert die Versorgung mit Wasser zusätzlich. Besonders für junge Bäume kann der Wassermangel tödlich sein.
Von den 55.000 Straßenbäumen gießt die Stadt 2000 bis 4000 regelmäßig. „Gießen“ bedeutet, dass 100 bis 150 Liter Wasser in die Erde kommen – also mehr als eine Badewannenfüllung. Jede*r der oder die schon mal eine Badewanne voll Wasser hat laufen lassen, weiß, dass das durchaus eine Weile dauert. Die Stadt wässert zwar mit mehr Druck als aus dem Wasserhahn kommt, trotzdem ist das eine zeit- und personalintensive Angelegenheit.
Ein Altbaum verdunstet an heißen Tagen pro Tag 80 bis 100 Liter Wasser. Das kann man durch Wässern nur sehr schwer ausgleichen - obwohl wenig Wasser natürlich besser ist als nichts. Dennoch muss die Stadt mit ihren Kräften haushalten und sie dort einsetzen, wo die Wirkung am größten ist. Deshalb konzentriert sie sich auf Jungbäume, deren Wurzeln noch nicht so tief reichen.
Mit Gießkanne und Wasser aus Küche oder Bad kann ein Baum ohne großen Aufwand mit dem notwendigen Nass versorgt werden. Ein sehr gutes Hilfsmittel, um sicherzustellen, dass unsere jungen Stadtbäume ausreichend und regelmäßig Wasser bekommen, sind Gießsäcke:
Das Wasser sickert durch die Löcher im Boden langsam ab und gelangt so an die tiefer liegenden Wurzel, statt in den oberen Bodenschichten zu verdunsten. Generell ist es eine gute Strategie, Bäume einmal pro Woche - dafür aber intensiv zu bewässern.
Dabei unterstützen uns Gießsäcke prima. Sie können problemlos mit einem Schlauch oder einfach mit einer Gießkanne befüllt werden. Es können alle mitmachen – der Gießaufruf hängt direkt am Baum.
Auch der Inhalt oder der Rest in Deiner Wasserflasche kann ein kleiner Beitrag zum Befüllen der Gießsäcke sein. Wenn Viele sich beteiligen, hilft das den Bäumen. Auch wenn kein Gießsack in deiner Nähe ist, kannst Du einfach mit Eimer und Gießkanne helfen.
Gründet Gieß- und Baumpatenschaften und kümmert Euch gemeinsam um einen Baum. Eine Plattform, über die sich Gießgruppen finden und vernetzen können, ist die Initiative Dresden gießt! Dort gibt es auch Hilfestellung und viele praktische Informationen.
Auch umfangreiche Projekte lassen sich wirksam realisieren, sie erfordern allerdings etwas mehr Vorbereitung. Ein solches umfangreicheres Projekt haben die Blasewitzer Grünen diesen Sommer und Herbst mit breiter Unterstützung durchgeführt. Ihre Erfahrungen - und Tipps, die sich aus diesem ergeben - könnt Ihr im nächsten Abschnitt nachlesen.
Aller Anfang ist leicht
Die hier zusammengestellten Erfahrungen beruhen auf einer größeren Bewässerungskampagne, mit der wir 50 junge Kastanien rund um den Dresdner Stresemannplatz von Juli bis Oktober wöchentlich mit Wasser versorgten. Ausgangspunkt war eine Initiative von Mitgliedern von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Dresdner Stadtteil Blasewitz, die rasch breite Unterstützung gewann.
Das Projekt trägt inzwischen mit anderen Initiativen zusammen das Netzwerk „Dresden gießt“, das die Bewässerung des Stadtgrüns durch die Anwohnerschaft fördern möchte.
Mit der Bewässerung der Kastanien am Stresemannplatz zielte unser Projekt gleichzeitig darauf, die Sensibilität für die Ursachen und Folgen von Hitze und Trockenheit zu wecken und am konkreten Beispiel Engagement gegen die Folgen des Klimawandels anzustoßen. Daher platzierten wir die Kampagne bewusst in der Öffentlichkeit, gingen auf die Anwohnerschaft zu und boten Kitas instruktive Vorführungen zum „Mitmachen“ an. Wir stießen damit auf durchweg positive und häufig begeisterte Resonanz, wurden regelmäßig mit interessierten Fragen eingedeckt und ermunterten mit den Antworten dazu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und wir erhielten aus der Anwohnerschaft sehr viel nachhaltige und handfeste Unterstützung beim Gießen. Kurzum, die Kampagne war so erfolgreich, dass wir über die Fortsetzung im kommenden Sommer nachdenken. Vor diesem Hintergrund möchten wir mit unseren Erfahrungen allen Interessierten Mut machen für Aktionen vor der eigenen Haustür.
Bedarf klären – Beratung einholen
Nicht alle Bäume benötigen Bewässerung und nicht alle Bäume, die unter der Trockenheit leiden, lassen sich mit unseren Mitteln wirksam bewässern. Es lohnt sich, vor dem Start mit sachkundiger Beratung vor Ort zu klären, welche Bäume Wasserbedarf haben und wie sie gegebenenfalls bewässert werden können. Bei unserer Kampagne war das Dresdner Amt für Stadtgrün sehr kooperativ. Die für die Stadtbäume zuständigen Mitarbeiter leisteten wichtige Hilfe bei der Auswahl der Bäume, gaben wertvollen Rat zu Wassermenge und Gießrhythmus und unterstützten uns beim Zugang zu einem Wasseranschluss. Tipps geben können beispielsweise auch Fachkundige aus Naturschutzverbänden, Forstwirtschaft und Gartenbau.
Bewässerung als Teamarbeit
Bei größeren und kontinuierlichen Bewässerungskampagnen sollte die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilt werden. Da alle Menschen neben dem Gießen auch andere wichtige Dinge zu erledigen haben und nicht Jeder und Jede sich an jedem wöchentlichen Gießtermin beteiligen kann, sind insgesamt mehr Menschen nötig, als für eine einmalige Gießaktion. Manche haben nur an einzelnen Terminen ein Zeitfenster, andere können vielleicht nur in der ersten oder zweiten Hälfte eines Termins mit anpacken – aber jede Hilfe zählt!
Wie kann ein größeres Team zusammenfinden? Den Anfang macht meist ein Kreis von Engagierten aus bereits bestehenden, anderen Arbeitszusammenhängen, die hitze- und trockenheitsgeplagte Bäume bewässern wollen. Ist dann eine Kampagne lokalisiert – z.B. die Linden in der ABC-Straße oder die Kastanien am XY-Platz –, ein fester Termin gefunden und lässt sich der Aufwand abschätzen, kann gezielt für die Beteiligung an einer Kampagne geworben werden. Wir machten mit Flyern in den Briefkästen der Anwohnerschaft auf den Starttermin der Aktion aufmerksam und konnten entsprechende Plakate in den Schaufenstern von Gewerbetreibenden vor Ort platzieren. Nicht alle Neugierigen trauen sich schon zur ersten Bewässerungsaktion, aber das praktische Beispiel hat großen Effekt: Wenn erkennbar ist, dass wöchentlich zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort Bäume gewässert werden, kommen Anwohner hinzu und greifen selbst zu Kanne oder Schubkarre. Unsere Aktion erfuhr große Verstärkung aus der Anwohnerschaft, oft von Menschen, die schon zuvor jeweils individuell einige Bäume gepflegt hatten.
Zugang zu Wasser sicherstellen
Einzelne Bäume können mit Wasser aus dem Hahn in Küche oder Badezimmer versorgt werden – größere Kampagnen haben einen deutlich größeren Wasserbedarf. Wir vergossen innerhalb von zwei Stunden ca. 3.000 bis 4.000 Liter. Das ist ein Mehrfaches dessen, was in dieser Zeit aus einem Haushaltsanschluss sprudelt. Je nach Größe der geplanten Aktion ist es also erforderlich, Zugang zu einem leistungsfähigen Wasseranschluss in der Nähe der zu gießenden Bäume zu erhalten. Nach wiederholten Anfragen bei Stadt und Wasserversorger konnten wir schließlich Wasser aus einem Bodenanschluss direkt am Stresemannplatz zapfen. Die Kooperationsbereitschaft der Städte und Gemeinden nimmt angesichts der Klimaveränderungen stetig zu. Es lohnt sich, notfalls mehrfach, mit der zuständigen Stadtverwaltung und/oder mit dem lokalen Wasserversorger über einen Zugang zu den meist unterirdisch verlegten Wassernetzen zu sprechen. Hilfreich ist es, dabei auf eine schon vorhandene Zapfstelle hinzuweisen – also vorher nach entsprechenden Verschlüssen im Gehweg zu suchen. Die Entfernung ist ein wichtiges Kriterium: Unserer Erfahrung nach ist es wenig praktikabel, das Wasser über längere Strecken als 200 Meter zu transportieren.
Effektiv und nachhaltig gießen
Wie das Wasser wirksam an die Bäume – und das heißt an die Wurzeln! – gebracht werden kann, hängt stark von den jeweiligen Bedingungen vor Ort ab. Es empfiehlt sich, rechtzeitig und möglichst mit fachkundiger Unterstützung zu klären, wie eine nachhaltige Bewässerung mit möglichst geringem Aufwand zu leisten ist. Wir bewässerten die jungen Kastanien mit jeweils 60 bis 80 Litern, je nach Größe wöchentlich bzw. im Zweiwochenrhythmus. Da diese Kastanien schon bei der Pflanzung alle mit einer Gießöffnung und einem Rohr bis in den Wurzelbereich versehen wurden, konnten wir die Bäume sehr gezielt und vor allem zeitsparend bewässern: Wasser in die Öffnung – und gut! (Diese Zugänge erleichtern das Bewässern derart, dass angesichts des fortschreitenden Klimawandels den Kommunen nur empfohlen werden kann, diese Vorrichtung bei allen Neupflanzungen einzuplanen!) Bäume ohne derartige Gießöffnungen müssen in der Regel mit größeren Wassermengen über die Baumscheiben bewässert werden. Um ein Abfließen des Wassers von der meist trockenen Baumscheibe zu vermeiden und das erwünschte Versickern zu ermöglichen, sollte häufiger und in größeren Intervallen gegossen werden – hier ist etwas Zeit unerlässlich. Außerdem sollte hier in den frühen Morgen- oder Abendstunden gewässert werden, um die Verdunstung so gering wie möglich zu halten. Abhilfe können hier sogenannte Gießsäcke bzw. Bewässerungssäcke schaffen, die auf der Baumscheibe dauerhaft positioniert, das Wasser dosiert über einen längeren Zeitraum abgeben. Diese Gießsäcke sollten mehrfach in der Woche nachgefüllt werden. Um eine reibungslose Funktion zu gewährleisten, die Bedienungsanleitung beachten!
Der Wasserbedarf hängt von Art und Größe der Bäume und den örtlichen Bedingungen ab. Jungbäume freuen sich über 60 bis 100 Litern je Woche, wobei das Gießen über die Baumscheiben in der Regel größere Mengen erfordert, weil nur ein Teil des Wassers die Wurzeln erreicht.
Große Bäume können wohl nur in wenigen Fällen effektiv mit Wasser versorgt werden; sie müssten im gesamten Bereich unter der Baumkrone gegossen werden, so dass das Wasser bis in den Wurzelbereich dringt. Die dafür notwendigen riesigen Wassermengen lassen sich mit unseren Mitteln kaum herbeischaffen. Viele Stadtbäume haben zudem durch die Flächenversiegelung nur eine kleine Baumscheibe, die eine Bewässerung im Kronenbereich ausschließt.
Geeignetes Material bereitstellen
Bäume in der unmittelbaren Nähe des Wasseranschlusses können mit Gießkannen versorgt werden. Schon bei mittleren Entfernungen ab etwa 50 Metern ist aber das Schleppen des Wassers kräftezehrend und zeitaufwändig. Wasserkanister (10 L Volumen) und ein stabiler Handwagen bringen erhebliche Erleichterung. Als besonders kraft- und zeitsparend erwiesen sich Wassertransportsäcke (80 L, im Bau- und Landwirtschaftsbedarf), die in einer Schubkarre liegend befüllt und auch wieder entleert werden. Mit Schubkarren und Wassertransportsäcken lassen sich gegebenenfalls auch längere und unebene Wege bewältigen. Zum gezielten Entleeren der Säcke verwendeten wir große Trichter und dicke Spiralschläuche – aus dem Baumarkt oder auch durch Upcycling alter Staubsaugerschläuche. Aus einem Wasserbassin (sogenannte „Mörtelwanne“, 90 L Volumen, günstig im Baumarkt), das am Wasserhahn fortlaufend nachgefüllt wird, kann sehr einfach und schnell mit Gießkannen Wasser geschöpft werden.
Für die Bewässerung über die Baumscheiben kommen evtl. sogenannte Gießsäcke bzw. Bewässerungssäcke (Volumen ca. 70 L) in Frage, die am Baum dauerhaft positioniert und befüllt, das Wasser über einen längeren Zeitraum dosiert abgeben (s. oben). Dies ist besonders für Jungbäume mit geringem Stammumfang sehr gut geeignet.
Die CO2-Bilanz profitiert entscheidend und der Aufwand sinkt beträchtlich, wenn das erforderliche Arbeitsmaterial nicht für jede Aktion mit PKW transportiert werden muss, sondern nahe am Einsatzort gelagert werden kann.
Arbeit überlegt ein- und aufteilen
Bei größeren Bewässerungsaktionen lässt sich mit einer sinnvollen Arbeitsteilung der Aufwand an Arbeit und Zeit deutlich reduzieren. Wie die jeweils aussieht, hängt natürlich von den Gegebenheiten vor Ort, den Präferenzen der beteiligten Personen und dem zur Verfügung stehenden Material ab.
Hier nur als Beispiel, wie wir die Aufgaben verteilten, wenn wir in voller Besetzung innerhalb von ca. zwei Stunden 50 Kastanien bewässerten:
Eine Person befüllte an der Zapfstelle fortlaufend Wasserwanne, Kanister und die Wassersäcke in den Schubkarren (eine sehr beliebte Aufgabe bei größeren Kindern!). Eine oder mehrere Menschen holten mit Gießkannen Wasser aus dem Bassin und gossen damit nahegelegene Bäume, eine Person beförderte mit einem Handwagen Kanister zu entfernteren Bäumen und nahm leere Behälter im Kreislauf zurück; eine Person goss die Kanister aus. Mit drei Schubkarren mit Wassersäcken brachten drei Menschen Wasser zu den entfernten Bäumen, wo eine oder zwei weitere Personen mit Trichtern und Schläuchen dafür sorgten, dass das Wasser schnell in die Gießöffnungen der Baumscheiben floss.
Die Aufgabenverteilung ergab sich bei uns meist aus der Gruppe selbstläufig, ein Tausch der Aufgaben bringt Abwechslung und hilft, einseitige Belastungen zu vermeiden.
Und ganz wichtig: Sicherheit! Die zu gießenden Bäume stehen meist am Straßenrand. Niemand darf beim Bewässern durch den Straßenverkehr gefährdet werden. Also am besten Gießen vom Gehweg aus, nur wenn das nicht möglich ist, unter sorgfältiger Beachtung des Verkehrs. Dies gilt natürlich besonders, wenn Kinder dabei sind.Sollte sich eine Aktion bis in die Dämmerung hinziehen, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefordert.
Organisatorischen Aufwand begrenzen
Gießen ist Arbeit, Arbeit, die im Team viel Freude und Befriedigung bereiten kann. Die Motivation zur Beteiligung an einer nachhaltigen und längerfristig angelegten Bewässerungskampagne steigt deutlich, wenn sich die Arbeit auf das eigentliche Gießen konzentriert und der Aufwand für Organisation und Nebenarbeiten so gering wie möglich gehalten wird.Es ist z.B. oft einfacher und entspannter, im Team einen regelmäßigen wöchentlichen Gießtermin festzulegen, als wechselnde Termine jeweils gesondert abzusprechen oder online mit doodle und Co. zu vereinbaren. Ein fester Rhythmus macht das Projekt zudem für die Anwohnerschaft kenntlich und motiviert zur Mithilfe! Die Lagerung des Arbeitsmaterials möglichst nahe am Einsatzort spart Zeit und den oft nervigen Transport sperriger oder feuchter Werkzeuge über lange Wege.
Öffentlichkeit herstellen – Interessierte teilhaben lassen
Das Wasser kommt allein den Bäumen zugute, Bewässerung aber leistet viel mehr. Sie ist zugleich ein deutlicher Fingerzeig, ein Zeichen dafür, dass die Natur unter dem menschengemachten Klimawandel leidet. Sie führt das Problem nicht nur vor Augen. Unübersehbare, nachhaltige Gießkampagnen zeigen auch, dass es notwendig und dass es möglich ist, gegen die Klimakrise aktiv zu werden. Die Beteiligung an einer Bewässerungskampagne ist ein Schritt, oftmals kommen weitere bei der Bekämpfung der Ursachen ders Klimakrise hinzu. Es lohnt sich, kontinuierliche und nachhaltige Kampagnen selbstbewusst öffentlich zu machen.
Wir haben zum Auftakt der Bewässerung am Stresemannplatz Medien eingeladen. Die umfangreiche Berichterstattung in Presse und Fernsehen stellte das Projekt in den Zusammenhang des vom Klimawandel vielerorts bedrohten Stadtgrüns und machte es zugleich in der Stadt bekannt.
Nachdem die Arbeitsabläufe eingespielt waren boten wir mehreren Kitas eine Vorführung unserer Bewässerungsmethoden für die etwas „Größeren“ – also für Vorschulkinder – an, bei der wir auch die Gründe erklären und bei der die Kids gemeinsam auch selbst eine Kastanie gießen. Die Kitas vereinbarten sofort einen Termin, an dem dann die Kinder und wir selbst viel Spaß hatten, und von dem – so hörten wir in der Folge – die Kinder vom Stresemannplatz auch etwas mitgenommen haben, über die Notwendigkeit, Bäume zu gießen im Klimawandel.
Haben wir Interesse und Tatendrang geweckt für eine kleinere oder größere Bewässerungsaktion in ihrem Stadtviertel oder vor der eigenen Haustür?
Sehr gern leisten wir bei Bedarf Starthilfe für künftige Vorhaben und beantworten Fragen zu Gießprojekten.
Email: buero(at)gruene-dresden.de
November 2020
Dr. Peter Skyba, Nadja Goernert
Regionalgruppe Blasewitz von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dresden
Diesen Bericht könnt Ihr auch hier als pdf-Dokument runterladen und gerne an Interessierte weiterreichen.
Vergangenen Mittwoch haben wir für dieses Jahr letztmalig gemeinsam Bäume am Stresemannplatz bewässert.
Fast drei Monate lang konnten wir im Sommer und Frühherbst ohne Unterbrechung die 50 jungen Kastanien im Rondell um Spielplatz und Parkanlage einmal wöchentlich gründlich gießen. Mit Schubkarren und gefüllten Wassersäcken, Gießkannen und Kanistern, jeder Menge Muskelkraft und viel Spaß waren wir an 13 Terminen bei jedem Wetter im Einsatz, um die Jungbäume mit jeweils 60 bis 80 Liter Wasser zu versorgen.
Neben der größer angelegten Nachbarschaftsinitiative zur Baumbewässerung am Stresemannplatz in Blasewitz, kümmern wir uns über das ganze Stadtgebiet verteilt um einzelne Bäume und hoffen, andere zu animieren, es uns gleichzutun.
Heute haben wir einen der der Bäume auf dem Wettiner Platz, vor dem Kraftwerk Mitte, mit zwei Gießsäcken ausgestattet und diese erstmals befüllt. Wir hoffen, dass weitere Anlieger des Platzes uns dabei unterstützen, die Säcke regelmäßig zu befüllen oder andere Bäume mit Gießsäcken ausstatten und sich um diese kümmern.
Aber auch jede*r Passant*in kann einen Beitrag leisten und mit Wasser (bitte tatsächlich nur Wasser!) aus mitgebrachten Trinkflaschen einen kleinen Beitrag leisten!
Weitere Informationen zu Stadtbäumen und Baumbewässerung haben wir hier für Euch zusammengestellt.
Am 22. Juli starteten die Blasewitzer Grünen ihr Gießprojekt für die Kastanien am Stresemannplatz. Eine Aktion, die in Kooperation mit "Parents For Future/Fridays For Future" im Rahmen des Projektes "Dresden gießt" stattfindet.
Jeden Mittwoch ab 17 Uhr treffen wir uns zum gemeinschaftlichen Gießen der jungen Kastanien am Stresemannplatz. Ein Grundstock an Schubkarren, Kanistern und Gießkannen ist vorhanden. Transportwägen (ob Schubkarre oder Fahrradanhänger) können gerne mitgebracht werden.
Vielen Bäumen geht es aufgrund von Hitze und Trockenheit schlecht.
Wer einem oder mehreren Bäumen in seinem Umfeld helfen möchte, kann dies ganz einfach mit einem Eimer, der mit einem kleinen Loch am Boden versehen ist, tun. Ein Hinweis, dass dies ein Bewässerungseimer ist, kann dazu beitragen, daß dieser nicht verschwindet. Wenn der Eimer leer ist, kann er wieder aufgefüllt werden.
Dazu kann jeder normale Eimer verwendet werden. Wer möchte kann sich einen Eimer mit Baumbewässerungsaufkleber in der Geschäftstelle der Dresdner Grünen am Wettiner Platz abholen.
Stadtvorstandsitzungen sind mitgliederöffentlich. Online-Link zur Teilnahme im Wolke-Kalender hinterlegt.
Alle Neumitglieder und Interessierte herzlich willkommen! Wir bitten um vorherige Anmeldung unter buero@gruene-dresden.de
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